Velotour Süditalien - Griechenland - Mazedonien - Bulgarien - Serbien

16. - 27. September 2006

1. Tag: Formia - Minturno - Venafro (Zug-Transfer) Campobasso - Larino - Ururi - San Páolo - Apricena

190 km, 25.4 km/h, 7:28

Am Vorabend hatten wir uns in Mailand getroffen (beide Züge aus der Schweiz recht pünktlich), die Nacht im 6er-Abteil, das wir mit zwei weiteren Leuten teilten war halbwegs erträglich. Die Tranz-Bags passten wie üblich in die Gepäckablage. Der Zug hatte in Formia (an der Mittelmeerküste zwischen Rom und Neapel) etwa eine Stunde Verspätung was uns aber entgegen kam, weil es eh erst dämmerte. In Formia haben wir dann zuerst in eine Pasticeria begeben und uns ein Frühstück gegönnt. Das Wetter war noch trocken und warm, wohl noch über 20 °C. Nicht weit nach Formia, noch an der Küste fing es leicht an zu regnen, das konnte aber noch unter Kühlung laufen. Je weiter wir ins Landesinnere fuhren, je mehr regnete es. Zwischendurch kamen auch noch ein paar Schwefel-Thermalbäder (Terme di Súio). Bis in Venafro regnete es dann sehr stark und es sah in den Bergen auch nicht nach Besserung aus. Weil wir eine Bahnlinie gesehen hatten, suchten wir den Bahnhof. Dort hatten wir Glück und es fuhr wenig später ein Regionalzug Richtung Campobasso. Am Automat lösten wir für etwas mehr als 4 € ein Ticket. Mit einem Diesel-Triebwagen ging es dann das Tal hinauf. Wir probierten unsere nassen Klamotten zu trocknen, zwei Heizgebläse halfen uns dabei. Bis in Campobasso hatte es dann mit regnen aufgehört. Wir organisierten uns erst einmal Paninis und verspeisten diese im Stadtpark von Campobasso. (Interessant, dass fast alle Dörfer und Städtchen unterwegs grosse Parks hatten.) Weil die Strassenentwässerung nicht perfekt war wurden wir dann bei der Weiterfahrt Richtung Larino doch nochmals nass (von unten). Aber es kam dann doch noch die Sonne raus, hinter uns hielten sich aber die Regenwolken. Die Strasse war noch recht nett, wenig Verkehr, hübsche Dörfer auf den Bergkuppen. Irgendwann sahen wir dann die Adria und fuhren dann noch etwas über die Hügel nach Apricena. Beim Dorfmetzger fragen wir nach einer Unterkunft. Jemand telefonierte und wir wurden in Richtung Campo Sportivo geschickt. Die Unterkunft (eine Art Privatzimmer) war nicht gerade billig (€ 25 pro Person, ohne Frühstück) aber es gab wohl nicht viel Auswahl. Die Wirtin hatte mal in Kaiserslautern gearbeitet. Wir begaben uns dann in eine Pizzeria die uns empfohlen worden war, wo wir zwei extrem grosse (Durchmesser ca. 50 cm) Pizzen bekamen (die wir dann nicht ganz packten, kein Problem, die eine hatte eh noch einen Teigdeckel obendrauf was die Verwendung als Proviant für den nächsten Tag vereinfachte). Am Abend war scheinbar ganz Apricena auf den Beinen, von Jung bis alt flanierten alle auf der Hauptstrasse oder im Park.


Landschaft irgendwo vor Larino


Larino mit Bahnstrecke im Vordergrund


Landschaft um San Páolo nahe der Adria-Küste

2. Tag: Apricena - San Nicandro - Lago di Varano - Ischitella - Monte Sant' Angelo - Manfredónia - Barletta (Zug-Transfer) Bari

182 km, 24.1 km/h, 7:33

Wir konnten auf dem Balkon frühstücken mit Brot, Nutella und Käse. Das Wetter machte einen guten Eindruck, nur noch wenige Wolken. Erst ging es noch über ein paar Hügel, dann zum Meer hinunter. Die Fahrt zwischen Meer und Lago die Varano war eher enttäuschen weil man auf der einen Seite (Meer) nur Bäume sah und auf der anderen Seite (See) Campingplätze und Hotels. In Foce Isola Varano kaufen wir die 0.5 l PET-Milchflasche, die mir bis zum Ende der Reise treu bleiben sollte (Ersatz für den Bidon der mir am ersten Tag auf einer Baustelle aus dem Halter fiel und dessen Verschluss dabei abbrach). Dann ging es auf die Gargano-Halbinsel, ein Nationalpark. Es ging erst nach Ischitella hinauf und dann auf bis zu etwa 600 m.ü.M. Sehr schöner Wald, angenehm schattig. Dann ging es ins Tal runter und wir mussten nochmals über zwei Kehren hinauf nach Monte Sant' Angelo. Die Anstrengung Lohnte sich aber, gute Aussicht der Küste entlang wohl bis nach Bari und eine prima Abfahrt (müsste eine super Stecke für ein Bergrennen sein, von Manfredónia hinauf). Dann ging es der Küste entlang weiter, am Anfang hatten wir noch Gegenwind, aber dann der grossen Kurve die die Küste beschreibt, hatten wir dann irgendwann Rückenwind und kamen recht gut voran. Um uns weitere 60 flache Kilometer zu ersparen und weil die Zeit knapp wurde, wollten wir von Barletta nach Bari den Zug nehmen. Am Schalter wollte man uns nur ein Ticket für den Regionalzug verkaufen, wohl wegen den Velos. Der wäre aber viel zu spät für die Fähre in Bari angekommen. Vorher fuhren noch ein Eurostar und ein Eurocity. Beide waren 20 bzw. 40 Minuten verspätet (in der Gegenrichtung nach Rom fielen auch Züge aus). Item, wir schafften es einzusteigen und hatten schon die ultimative Begründung parat gelegt, warum wir mit dem ES fahren mussten. Unsere am Automaten gelösten Regionalzug-Billette (auch wieder etwa € 4) waren natürlich auf dem ES nicht gültig. Naja, irgendwann kam dann doch noch ein Kondukteur, aber der war recht cool, wollte sich gar nicht unsere ganze Begründung anhören sondern knipste einfach unsere Billette und verzog sich wieder (OK, wir hatten es uns auch nicht erlaubt Sitzplätze einzunehmen sondern sassen mit unseren Tranzbags auf der Plattform zwischen zwei Erstklass-Wagen). Am Hafen landeten wir erst im Terminal für Albanien/Kroatien. Im Terminal für nach Griechenland war verdächtig wenig los. Gemäss Internet sollte es aber eine tägliche Superfast-Ferries Fähre nach Griechenland geben. Naja, irgendwann hatten wir von genügend Stellen bestätig bekommen, dass es am Sonntag eben keine Fähre von Bari nach Griechenland gibt. Wir spielten erst noch mit dem Gedanken nach Dubrovnik zu fahren, verwarfen das aber mangels Karten wieder. Item, bei der netten Hafen-Auskunft liessen wir uns dann mal ein Hotel reservieren. Das war ein witziges Gebäude mit drei Hotels drin. Dort wo wir reserviert hatten, kostete das Zimmer mit Bad € 80, das zweite Hotel war ausgebucht und beim dritten kostete es € 70 mit Bad (allerdings ohne Fenster). Für das Abendessen gingen wir in die wirklich sehenswerte Altstadt von Bari, in einem netten Restaurant gab es Pasta. Es gab auch wieder recht viel Leben auf der Strasse.


Auf der Gargano-Halbinsel, Blick auf die Adria


In der Altstadt von Bari

Bari - Valenzano - Adélfina - Casamássima - Turi - Castellana - Alberobello - Martina - Cégile - San Vito - Brindisi

166 km, 23,7 km/h, 7:00

Es gab zwar am frühen Morgen keien Lärm von der Strasse, dafür vom Innenhof des Hotels. Diesmal war ein Frühstück included, das wir auf dem Balkon verspeisen konnten. Eher typisch italienisch mit den eingepackten Croissants und Zwieback. Dann durch die Rush-Hour von Bari hinaus aufs Land, durch die Hügel Richung Brindisi. Nach etwa 20 km waren wir dann raus aus Brindisi und die Weintrauben (weiss und rot) fingen an. Die waren ausgesprochen reif. Die meisten Städtchen am Weg waren ausgesprochen schön. Auf dem Land Oliven-, Kirschen-, Nektarinen- und Pfirsichbäume. Die maximale Höhe lag bei etwa 300 m.ü.M. Irgendwann fing es mit den Trullis an, Häuser mit Steindach. In Albarobello erreichten wir dann die Hauptstadt der Trullis. Vor Martina gab es noch eine von Hand bedienten ('kurbel') Bahnschranke. Wieder hatten wir den Wind von hinten. Vor Brindisi riskierte Heini noch ein Bad in der Adria. In Brindisi haben wir dann erst einmal den Hafen gesucht. Offices für Fähren-Tickets gibt's wie Sand am Meer, allerdings war das Angebot an Fähren nicht sehr gross, es fuhr genau eine nach Igoumenitsa. Naja, beim erstbesten Typen bekamen wir den Transfer für zwei zum Preis von 1.5, machte etwa € 130. Dann suchten wir die Fähre, der Hafen war etwas am AdW war ganz gut, dass wir die Strecke einemal bei Tageslicht gefahren sind. Dann durchsuchten wir Brindisi nach etwas zu essen, nicht wahnsinnig erfolgreich. Ich habe mir dann mal noch an einer Pflaume ein Stück Zahn ausgebissen, nicht weiter tragisch. Dann bezogen wir unsere 2er Innenkabine auf dem Schiff, gegen 22h legete das Schiff wohl auch ab.


Reben zwischen Bari und Brindisi


Trulli zwischen Castellana und Alberobello

Igoumenítsa (Ηγουμενίτσα) - Ioánina - Metsovo

150 km, 20.5 km/h, 7:19

Gegen 5h wurden wir durch ein erstes SMS von einem griechischen Telekom-Konzern geweckt, sorry. Gegen 6h riskierten wir einen ersten Blick hinaus, uh-oh, schon Land, und jede Menge Regen. Naja, zum Glück falscher Alarm und erst Corfu. In Igoumenítsa regnete es nur leicht als wir ankamen. Wir suchten dann in Igoumenitsa die erstbeste (es war wohl eine der besseren) Bäckerei und machten uns mit dem griechischen Backwarenangebot vertraut. Sah ziemlich nach Blätterteig mit Feta oder Spinatfüllung aus. Nach dem Einkauf ging ein ordentliches Gewitter nieder und wir machten es uns unter dem Vordach der Bäckerei bequem. Nach etwa einer Stunde ging es wieder mit dem Regen und wir machten uns auf den gut nassen Strassen auf den Weg in die Berge. Irgendwann riss auch die Bewölkung auf und die Sonne kam zum Vorschein. Verkehr hatte es kaum, nur ein paar Lastwagen. Besonders auffällig waren die bulgarischen Autotransporter die beladen mit Gebraucht- und Unfallwagen Richtung Osten fuhren und leer entgegen kamen. Unterwegs in einem Dorf wurden wir noch ein paar Postkarten los und versorgten uns in einer weiteren Bäckerei (jedes griechische Dorf scheint 2-3 Bäckereien zu haben). Über mehrere weiteren langen Gegensteigungen ging es dann nach Ioanina. Ab dort sollte es gemäss Karte seit 2005 eine Autobahn geben, aber die war grösstenteils noch im Bau (EU Kohäsionsfonds lässt mit ein paar Milliarden grüssen). Daher war relativ viel Verkehr auf der Strasse ab Ioanina. Das einzige Stück Autobahn das schon für den Verkehr frei gegeben war, war verboten für Lastwagen, daher hatten wir mit denen noch etwas länger das Vergnügen mit denselben. Bei Metsovo war es zwar erst 17h, aber es war ein chancenloses Unternehmen vor Einbruch der Dunkelheit das nächste Kaff zu erreichen. Also suchten wir ein Hotel. Davon gab es jede Menge in Metsovo, einem netten Bergdorf, das wohl auch sonst ein paar Touristen abbekommt. Das erste Hotel das wir aufsuchten bot uns ein Doppelzimmer mit Frühstück für € 45, ein guter Deal. Dazu liessen wir noch unsere Wäsche waschen (das Zeug war oft genug in den Regen gekommen) für € 3. Wir schauten uns dann noch ausführlich Metsovo an und assen auf einer netten Terrasse z'Nacht. Die Umstellung auf Fett- und Proteinbasierte Kost war schon im vollen Gange, wir haben auch das Tempo entsprechend reduziert.


Berge irgendwo zwischen Igoumenitsa und Ioánina


Autobahn-Baustelle und Ausfahrt bei Metsovo

Metsovo - Grevená - Siátista - Árnissa

205 km, 23.6 km/h, 8:41

Beim Aufstehen war es noch sehr neblig, aber nach dem Frühstück (Toast, Ei, Käse) riss es schon etwas auf. Dann ging es weiter in Richtung Pass wo wir dann nach Grevená abbogen. Auf unserer Karte war dort noch eine Nebenstrasse eingezeichnet, aber die war inzwischen prima ausgebaut worden. Wir hatten die 50 km bis Grevena eine fast durchgehend frisch geteerte, tip toppe Strasse mit sehr wenig Autoverkehr. Die Landschaft war auch noch recht abwechslungsreich mit Steppe und Wald. Bei der Einfahrt nach Gravená fanden wir noch einen Shop wo es ein paar Velos draussen stehen hatte. War wohl eher ein Motorsägen etc. Shop. Naja, wir fragten mal vorsichtig (Zeichensprache verwendend) nach etwas Öl für unsere Ketten (hatten mit dem Regen etwas gelitten). Erst kam er mit der WD40-Derivat-Dose, was eher suboptimal war, aber glücklicherweise war die Dose leer und er brachte dann das richtige Ölkännchen. Damit applizierte er eine Menge Öl auf unsere Ketten, nachdem wir später dann das überschüssige Öl weggewischt hatten, war es eigentlich OK. In Grevená selbst haben wir uns mit Käse-Blätterteig-Gebäck, Joghurt, Buttermilch und Helva (Sesam-Paste) eingedeckt. Normalen Fruchtjoghurt findet man kaum, nur Diät-Ware mit reduziertem Fettgehalt. Dann entschieden wir uns Richtung Norden über die Hügel zu fahren statt geradeaus nach Véria. Das lohnte sich, zumal in Siátista bei einem Café ein mit Pfirsichen vollgeladener Pickup stand. Ich wollte nur zwei Stück, bekam dann aber vier Stück geschenkt (funktioniert auch ohne verbale Kommunikation). Diese Pfirsiche waren wirklich reif (jaja, so etwas gibt es tatsächlich, wenn auch nicht in schweizerischen Läden). Von Siátista mussten wir erst wieder runter und dann ein einsames Tal hinauf (einmal mehr mit vielen Gegensteigungen). Geregnet hat es zwischen durch auch noch kurz, aber nicht stark. Dann fuhren wir (in der folgenden Ebene) an einem Kohle-Tagbau-Bergwerk inclusive Kraftwerk (bei Anargiri) vorbei. Zur Entschädigung ging es gegen Abend dann noch am schönen Limni Vegoritida See entlang nach Arnissa. In Amindeo hatte es noch eine lustige Bahn-Schranke, die offenbar kaputt war. Die Schranken waren jedenfalls unten und ich freute mich schon darauf einen griechischen Zug ablichten zu können. Es war etwas merkwürdig, dass die Autos einfach um die Schranken herumkurvten um den Übergang zu queren. Ich dachte mir, das sei eben griechisch. Nach ein paar Minuten wurde mir dann etwa klar, dass wohl die Schranken defekt sein müssen. Wir sind dann noch eine Weile dem Gleis entlang gefahren, aber weit und breit kein Zug. In Arnissa war es schon etwa dunkel und wir stürchelten in die erstbeste offene Bar am Dorfrand. Dort waren ein paar Jugendliche mit einer Spielkonsole beschäftigt. Das Wort «Hotel» konnten wir irgendwie vermitteln und einer der Jungs zückte sein Mobile. Wenig später fuhren sie mit den Motorrollern los und wir hinterher. Wir kamen zu irgend einem netten kleinen Hotel (wohl nur drei oder vier Zimmer) am Rande der Stadt am Bahngleis. OK, für € 35 waren wir dabei. Es war eine recht grosse Suite mit Balkon, allerdings ohne Handtücher (hatten wir dabei). Zum Essen sind wir dann noch mit dem Velo ins Städtchen gefahren, nebenbei noch in einem Supermarkt, wo jemand des Französischen mächtig war, das Frühstück eingekauft. Die meisten Lokale waren eher auf Trinken oder 'Fast Fud' ausgelegt. Aber schliesslich fand sich doch noch eine Beiz wo es Pasta und Pizza gab und jemand drei Worte Englisch konnte. Von wegen Englisch, während dem Essen wurden wir von einem Jungen mit einem «24 Gears» Mountain-Bike zu einem Rennen eingeladen («Let's go for a race, for money!»), wir haben dankend abgelehnt. Nebenbei interessierte sich auch noch ein Hund hartnäckig für unser Essen. Allgemein haben wir in Griechenland nur einmal aggressive Hunde getroffen. Normalerweise sind die Hunde eher zu träg um den Velofahrern nachzurennen oder einfach suizidal veranlagt.


Super ausgebaute Strasse zwischen Metsovo und Grevená


Ein reifer Pfirsich in Siátista

Arnissa - Edessa - Aridea - Idomeni - Bogdanci - Valandovo

160 km, 22.8 km/h, 7:01

Während dem Frühstück auf dem Balkon konnten wir den Sonnenaufgang geniessen, es gab Vollkorn-Toast (am Abend hatte keine Bäckerei mehr offen gehabt), ein Kraft-Nutella Derivat und Joghurt. Auf der Bahnstrecke Richtung Mazedonien sichteten wir zwei Güterzüge (Diesel-Traktion). In Edessa ging es über die Bahn in Richtung Aridea, das mitten in einer Hochebene liegt. Dort war gerade Markt als wir ins Stadtzentrum kamen. Wirklich beeindrucken, was da so alles feilgeboten wurde, auch die Preise. Unser Mittagessen bestand dann aus Käse-Blätterteig-Gebäck, zwei Paprika (geschenkt weil weniger als ein Kilo) und einer ganzen Wassermelone, die wir für € 0.50 erstanden hatten. Item, der Markt von Aridea im September ist absolut zu empfehlen! Dann ging es weiter über eine recht einsame Strasse über relativ viele Hügel. Wir kamen dann bei Fanós heraus und entschieden dann über Mazedonien zu fahren weil die Strasse von Griechenland nach Bulgarien die wir sonst hätten benützen müssen vierspurig war. Zudem war ja nichts gegen einen Abstecher nach Mazedonien einzuwenden. Auf unserer Karte war die Situation mit den Grenzübergängen nicht so klar, wir hatten die Hoffnung, das wir von Idomem (siehe Karte) nach Gevgelija kommen würden (parallel zur Bahn-Linie). Naja, in Idomem hörte die Strasse etwa auf und am etwas verlassen wirkenden Bahnhof machte uns auch der anwesende Polizist darauf aufmerksam, dass wir bis Axioupoli zurück fahren müssten, um über den Fluss zu kommen (was einen Umweg von etwa 50 km und jede Menge Bonus-Höhenmeter bedeutet hätte). Weil wir schon da waren, beschlossen wir das Ende der Welt bzw. Griechenlands zu suchen. Uns interessierte, ob es an der Grenze nur Stacheldraht oder auch noch mehr gibt. Naja, irgendwie endete der Feldweg irgendwo, wahrscheinlich nicht an der Grenze. Heini wollte dann noch etwas dem Fluss entlang runter holpern, um nicht wieder den gleichen Weg zurück fahren zu müssen. Irgendwann kamen dann Lastwagen in Sichtweite und dann standen wir auf einer EU finanzierten Baustelle für eine Brücke. Als wir so zwischen Baggern und Lastwagen mit unseren Velos herumstürchelten und es schade fanden, dass die Bauarbeiten noch nicht so weit fortgeschritten waren, als dass es eine Verbindung gäbe, fuhr ein Auto vor und ein Typ stieg aus. Wir rechneten eigentlich mit dem Verweis von der Baustelle, aber der nette Grieche (Anchelos) hatte mal in Berlin und München auf dem Bau gearbeitet und zeigte uns die Baustelle und erklärte wie vorteilhaft diese Brücke sein werde, wenn sie mal fertig ist. Er musste eh einen Kanister Benzin auf die andere Seite bringen und dafür gab es ein kleines Bötchen, das an einem Kabel geführt wurde. Netterweise durften wir mit den Velos mit auf die andere Seite fahren. Drüben wurden wir dann eingeladen einen Whiskey zu kippen (stilecht aus dem 2 dl Styroporbecher). Irgendwie schlugen wir uns dann über die Baustelle Richtung Autobahn durch und landeten einigermassen zielgenau beim Autobahn-Zoll. Dort posteten wir noch einen Notvorrat Doppelkekse (wir hatten ja kein mazedonisches Geld) und holten unseren Stempel bei der Einreise nach Mazedonien. Auf der mazedonischen Seite fanden wir dann gleich den Weg in ein Dorf auf der östlichen Seite der Autobahn, so dass wir eigentlich nur zwischen dem griechischen und mazedonischen Zoll Autobahn fahren mussten (es wahr eh nicht so viel los). Auf den Strassen begegneten uns dann die ersten Pferde-, Esel- und Ochsenkarren. Natürlich gab es auch normale Autos. Die Strassen in Mazedonien waren eigentlich auch mehr oder weniger OK. In Valandovo, wo wir für die Kinder wohl die Attraktion des Tages waren, gab es nur ein Hotel, das wohl irgend einem ehemaligen Apparatschnik gehörte. Im Rahmen der Monopol-Rente kostete das Zimmer € 15 pro Person mit Frühstück. Das Hotel hatte eindeutig schon bessere Tage erlebt, ¡m Verlauf der zweiten Dusche kam tatsächlich auch richtig warmes Wasser aus dem etwas vergrünspanten Dusch-Schlauch. Wir fanden sogar eine Wechsel-Stube und setzten dort SFr. 20.- in mazedonisches Geld um. Das reichte für Einkäufe, Abendessen und einen Teil von den Übernachtungskosten. Auch hier gab es beim Essen das Problem, dass die meisten Beizen nur zu trinken, oder wenn etwas essbares nur Fleisch hatten. Aber schliesslich fanden wir doch noch ein richtiges Restaurant. Die Speisekarte bekamen wir in Form von vier verschiedenen Stücken Fleisch/Wurst zu sehen, aber ich schaffte es doch noch ein paar «makedonsk patatsks» zu bestellen (Pommes Frittes). Salat (Tomaten/Gurken) war auch iO. Günstig war das Essen ebenfalls. Die Leute waren eigentlich sehr nett (wenn man mal vom Hotel-Besitzer absieht).


Auf dem Markt von Aridea


Das Mittagessen in Aridea


Unterwegs zwischen Aridéa und Plàgia


Im Bau befindliche Brücke über den Axiós bei Idoméni mit Boot im Hintergrund auf der rechten Seite


Erste Eindrücke von Mazedonien


Ansätze von Mülltrennung in Mazedonien

Valandovo - Strumica - Petrič - Goce Delčev

143 km, 22.7 km/h, 6:11

Zum Frühstück gab's Omeletts, die aber erstaunlich lange anhielten (wie schon erwähnt war unsere Verdauung wohl schon auf Protein und Fett statt Kohlenhydraten umgestellt). Dann ging es erst einmal über einen kleinen Pass, dann hinunter nach Strunica, eine auf den ersten Blick nicht wahnsinnig sehenswerte Industriestadt. Das einzige Auto, das uns auf der Tour etwas unnett überholte hatte ein züricher Kennzeichen dran. Das Wetter war etwas dunstig. Von Strunica aus ging es ein breites Tal hinab das von Landwirtschaft geprägt war, viele Pferdefuhrwerke unterwegs. Unser letztes Mazedonisches Geld setzten wir in Biskuits um. Am Zoll gab es wieder Stempel, allerdings nur für die Einreise nach Bulgarien, der Mazedonier wollte keinen Ausreise-Stempel machen. In Petič plünderten wir einen ATM, es wäre noch ganz praktisch gewesen, sich vorher mal über den Wechselkurs zu informieren. Dann ging es über einen recht einsamen Pass in Richtung Rodopen-Gebirge. Es gab viel Wald und irgendwo kurz vor dem Kulminationspunkt Regen. Das wäre noch gegangen, aber durch die nasse Fahrbahn während der Abfahrt wurden wir doch noch gut nass. Wir überlegten dann noch, ob wir weiterfahren sollten um trocken zu werden oder schon Schluss machen sollten. Ein Platten bei Heini erleichterte dann die Entscheidung ein Hotel zu suchen. Es gab das grosse sozialistische Hotel, aber wir fanden noch ein kleineres nettes Dreisterne-Hotel für umgerechnet 20 € (ein recht gutes Preis-/Leistungsverhältnis). Beim Stadtrundgang fanden wir einen richtig grossen Supermarkt wo wir uns mit türkischen Biskuits, rumänischem Nutella und bulgarischem Brausepulver (Flaschenreiniger?) eindeckten. Im wohl edelsten Restaurant in Town nahmen wir das Abendessen ein. Kartoffelsalt, Tomaten-Salat, Kartoffeln und Reis mit Vegetables, dazu ein Wasser. Alles zusammen für € 5 zu haben (naja, die werden sich auch über unsere Auswahl gewundert haben). Weil wir ja schon den Zug ab Niš gebucht hatten planten wir schon mal die verbleibenden drei Tage der Tour.


Auch in Bulgarien noch häufig verwendetes Landwirtschafsfahrzeug


Unterwegs in Richtung Rodopen, die Regenwolken sind real

Gore Delčev - Razlog

200.00 km, 23.1 km/h, 8:39

Dank dem Supermarkt hatten wir ein gediegenes Frühstück auf dem Zimmer mit Brot, Schoko-Aufstrich (gehärtetes Pflanzenöl, Kakaomasse, Zucker), Käse und Joghurt-Drinks. Dann ging es aus der Stadt hinaus und auf eine Hochebene, das muss auf ca. 1000 m.ü.M. gewesen sein, jedenfalls war es recht kalt, ich fuhr mit Armlingen und Jacke drüber und hatte immer noch nicht sehr warm, obwohl es ab und zu rauf ging. In der Region gab es eine Menge Steinklopfer die wohl flache Steine für Hausdächer (in ganz Europa?) klopften. Die Steine wurden jedenfalls sehr ordentlich auf Euro-Paletten gestapelt. Es gab ansonsten jede Menge Wald, Dörfer kamen nur alle 30-50 km. Es war Bewölkt, die Sonne zeigte sich nicht sehr oft. Es kamen auf dieser Hocheben noch ein paar nette Berg-Seen, zwischendurch gab es noch ein paar Platten zu flicken. Im Tal unten gab es endlich etwas Sonne. Eine Bäckerei oder anständige Imbiss-Bude fand sich nicht, so begnügten wir uns mit Chips und Joghurt. Am Abend war es schon recht dämmrig als wir endlich eine Stadt mit Hotel erreichten. Dafür lag dieses direkt am Weg und war auch wieder recht gut (€ 40), auch wenn diesmal eine Duschkabine fehlte. Dann sind wir mit Papi in eine Pizzeria gelaufen (Papi ist wohl der Besitzer von Hotel und Pizzeria, so wie wir das mitbekamen). Die Pizza war sehr gut, allerdings mussten wir aufgrund eines Missverständnisses zwischen Papi und Bedienung eine Weile darauf warten.


Einer der relativ häufigen Brunnen in den Rodopen, wir sind am Wasser jedenfalls nicht gestorben


Netter Bergsee im Wald

Kulturtag

116 km, 22.2 km/h, 5:00

Gegen 7:30 standen wir auf und hatten wiederum ein gutes Frühstück auf dem Zimmer. Es hat wirklich Vorteile, wenn man einfach ein ganzes Brot hat und nicht beim Personal das Brot scheibenweise anfordern muss. Dann ging es über einen 1100 m.ü.M. Pass, die Strasse wurde von der EU ausgebaut. Auf der Abfahrt gab es leider streckenweise noch Baustelle, so dass das Abfahrts-Vergnügen etwas eingeschränkt war (ich verlor zweimal die Milch-PET-Flasche). Dann ging es auf einer Autobahn-Ähnlichen Strasse nach Balgovegrad, einer recht grossen Stadt mit einer Menge Plattenbau-Suburbs. Irgendwie schafften wir es die Nebenstrasse östlich der grossen Strasse Richtung Rila zu finden. Während das Haupt-Tal recht arid und die Landschaft Steppenartig war gab es im Tal ab Rila wieder richtig Wald. Weil wir einen Sonntag erwischt hatten gab es relativ viel Verkehr auf der Strasse das Tal hinauf. Unser Plan war im Tal eine Unterkunft zu finden und den Nachmittag für den Besuch im Kloster zu verwenden. Das erste Hotel das wir fanden war nett im Wald gelegen, allerdings wurden 50 Lev (1 € ca. 2 Lev) verlangt, für mit ohne Warmwasser. Wir lehnten dankend ab (die gute Frau wollte ohne Chefe den Preis auch nicht verhandeln). Weiter oben fanden wir dann noch etwas für 25 Lev mit kombinierter Dusche und WC. Dort liessen wir einen Teil des Gepäcks zurück und fuhren dann die restlichen ca. 5 km zum Kloster hinauf. Das ist wirklich noch sehenswert, inclusive Bibel-Comic an den Decken und Wänden der Kirche in der Mitte des Hofes. Weil wir noch etwas Zeit übrig hatten, fuhren wir nach dem Kloster noch ein Stück das Tal hinauf bis die asphaltierte Strasse aufhörte. War auch noch ganz nett. Am abend im Restaurant bei unserem Motel waren die Eier ausgegangen was die Auswahl auf der Speisekarte etwas einschränkte. Naja, für Tomaten-Gurken-Zwiebel-Salat reichte es noch immer.


Budget-Präzision der Bulgaren!


Landschaft im Haupt-Tal vor Rila


Zimmer mit Dusche und WC


Kloster von Rila


Das Tal hinter dem Kloster weiter hinauf

Rila - Boboševo - Kyustendil - Božica - Vlasina Rid

165 km, 23.2 km/h, 7:06 (war eigentlich mehr)

Frühstück war keines included, mangels Läden im Tal hatten auch keine Vorräte. Naja, weil das Zimmer weder hübsch noch warm war und auch das WC nicht so einladend, war es nicht weiter schlimm ohne Frühstück früh (kurz nach 7h) loszufahren. Nach einem Platten, nicht weit vom Start, kaufen wir in Rila etwas zu essen ein (langsam wurden die Lev etwas knapp) und nahmen im Kreise der kleinen lokalen Alki-Szene die Vorspeise zum Frühstück ein. Dann entschieden wir aber noch etwas weiter zu fahren bis die Sonne richtig aufgegangen war und es etwas wärmer war. Das frühe losfahren wurde durch eine wunderschöne Beleuchtung der Landschaft belohnt. Nach Durchqueren des Haupt-Tales ging es einem kleineren Tal entlang, dem wir mit einer Unterbrechung um Kyustendil fast den ganzen Tag bis Serbien hinein folgen würden. Auch wieder reicht einsam und schön. In Kyustendil, einer grösseren Stadt, organisierten wir nochmals etwas zu essen (endlich zwei Bäckereien, natürlich gleich nebeneinander), schauten im Stadtpark den Kindern auf den Elektro-Autos zu (deren Verleih wohl die Geschäftsidee ist). Die allerletzten Lev setzten wir in Trauben und Äpfel um. Danach sahen wir noch einen «Velosport»-Laden wo sogar jemand englisch sprach. Die hatten zwar auch keine Schläuche, dafür bekam ich fünf Flicken geschenkt (den entsprechenden Kleber hatte ich dabei, allerdings waren die fünf mitgenommenen Patches zu diesem Zeitpunkt schon aufgebraucht). So ging es weiter Richtung Grenze (die von Kyustendil aus in keiner Weise signalisiert war). Nach dem letzten Dorf wurde es sehr einsam (eigentlich gar keine Autos mehr), aber irgendwann kam tatsächlich der Grenzübergang nach Serbien. Die Beamten dort konnten sich wirklich nicht über Stress beklagen. Für uns wurde doch mal Zeitung und Kaffeetasse niedergelegt und der Stempel geschwungen, erst der bulgarische, dann der serbische. Wie auch schon in Mazedonien braucht man in Bulgarien und Serbien für jede Übernachtung eine Bestätigung vom Hotel (Hauptsache ein Stempel auf einem Stück Papier). Wird sicher eine witzige Administration dahinter stecken (falls die Zettel nicht direkt beim Zoll in der Rundablage landen). Auf der serbischen Seite waren die Strassen am Anfang erstaunlich gut, es war auch eine gewisse Bautätigkeit im Gange. In Serbien fällt auf, dass die Häuser in den Dörfern besser aussehen als in Bulgarien, dafür sind weniger westliche Wagen unterwegs, das meiste sind noch Ladas und Yugos. Keine Ahnung, ob das auch vom Angebot an Gebrauchtwagen oder an Import-Steuern liegt. Auch Pferde- oder Eselkarren sieht man kaum, dafür sahen wir (auf der ganzen Strecke bis Niš) zwei Ochsenkarren. In Serbien gab es zwar genügend Läden, aber wir konnten mangels lokalem Geld nichts kaufen (die Wechselstube in Kyustendil hatten kein serbisches Geld). Die Landschaft war weiterhin relativ gebirgig und mit viel Wald versehen, ab und zu gab es auch einen Stausee. Wie es mit Hotels in Serbien aussieht war noch schwierig abzuschätzen, wir gingen einfach mal davon aus, dass es am grössten Stausee etwas geben sollte. Als erstes fanden wir einen arg sozialistischen Beton-Klotz, der nicht wahnsinnig einladend aussah. Der Angestellte dort war auch nicht die Freundlichkeit in Person, dazu war der Preis von € 18 pro Person doch recht hoch. Aber immerhin bekamen wir die Auskunft, dass es 8 km weiter ein noch ein Hotel geben würde. Weil serbische Kilometer wohl etwas länger sind suchten wir das Hotel an der falschen Stelle und machten noch einen Abstecher auf irgend einen Hügel hinauf (wo es ganz oben wohl eine Kapelle gegeben hätte, die wir uns aber schenkten). Dann kamen wir doch noch zu einem Hotel, mit Blick auf See und Kinderskilift. Der für das Hotel verantwortliche konnte sogar etwas Deutsch. Der Preis war nicht gerade günstig (€ 45 als erstes Angebot), aber doch nicht ganz unrealistisch, die Zimmer waren nicht so übel. Wir waren die einzigen Gäste und im Restaurant wollte man wohl nicht viel Arbeit haben, so gab es Salat (Tomaten-Paprika), Omelett mit Wurst-Stückchen drin und üble Pommes (das Frittieröl war wohl weder sonderlich frisch noch heiss gewesen). Zu trinken bekamen wir nichts angeboten.


Am morgen irgendwo vor Boboševo (Bulgarien)


Im Stadtpark von Kyustendil


Dorf in Richtung Grenze Bulgarien-Serbien


In Serbien am See an dem wir übernachteten

Bis nach Niš

106 km

Wir standen um 7h auf (noch 8h nach bulgarisch-griechischer Zeit) und zum Frühstück gab es wieder Omeletts mit dem gleichen Wurstzeugs drin (anhand der Geräusche aus der Küche konnte man annehmen, dass die Eier frisch aufgeschlagen worden waren). Sonst gab es noch Brot, Butter und blockfreie Zwetschgenkonfitüre. Bezahlt haben wir am Ende € 50 für alles zusammen. Dann ging es recht lange ein Tal hinab, leider beeinträchtigte der etwas variable Strassenzustand das Vergnügen etwas. Richtung Niš wurde die Landschaft etwas unaufregender, eher Landwirtschaft und ein paar Bauerndörfer. In irgend einem Dorf gab es noch einen Markt (wo die Städter den Dörflern etwas verkauften, natürlich auf der Dorfstrasse) und dann kam noch eine ca. 5 km lange Strecke wo im Rahmen von Bauarbeiten die Asphaltdecke weggerissen worden war. Bei der Einfahrt nach Niš gab es noch eine Wechselstube wo wir 10 Franken wechselten. Niš ist eine richtig grosse Stadt mit richtig hohen Plattenbauten. Wir fuhren ins Zentrum, dort gibt es auch so etwas wie ein Fort bzw. Befestigung, wohl aus osmanischer Zeit. Dann machten wir uns auf die Suche nach dem Bahnhof, anhand von Geleisen fanden wir den dann auch, wir kamen gegen 14h dort an. Es gab eine riesige Bahnhofshalle, die aber überaus leer war. Ich hielt mal einem der Schalterbeamten unser Ticket hin und ich glaubte so etwas wie eine Bestätigung zu erhalten, dass da so ein Zug fahren würde. Naja, die Abfahrts-Tafeln (die gelben Dinger, von denen es in Niš nur zwei gibt) hatten jede Menge Streichungen und geänderte Abfahrtszeiten drauf, so dass es etwas schwierig war unseren Zug zu identifizieren. Jedenfalls fuhr zur auf dem Ticket angegebenen Zeit 16:22 kein Zug aber um 16:40 gab es einen Schnellzug (von Budapest stand da allerdings nichts). Naja, wir machten uns dann mal auf die Suche nach etwas essbarem für die lange bevorstehende Zugsfahrt. Vor dem Supermarkt trafen wir auf Marko (in Zivilkleidung). Es gibt sie also, Rennvelofahrer in Serbien! Er war so nett und nahm uns gleich mit nach Hause mit, zeigte uns unterwegs noch eine gute Bäckerei, in der wir unser restliches serbisches Geld in Backwaren investierten. Seine Wohnung befindet sich zwar in einem nicht sehr dekorativen Plattenbau, ist aber innen erstaunlich gut renoviert (es gibt schweizer Wohnungen die weniger gut drauf sind). Wir konnten auch gleich noch duschen und sparten so den in Wien geplanten McClean. Es war interessant mit ihm über Politik, Musik und die Verwendung der lateinische/kyrillische Schrift in Serbien zu diskutieren. Auf dem Rückweg zum Bahnhof schauen wir noch beim Velo-Club dabei und treffen dort die beiden Professionals aus dem serbisch-bulgarischen Continental-Team. Gegen 16h sind wir dann wieder beim Bahnhof wo dann das grosse Warten beginnt. Um 16:40 (geänderte Abfahrtszeit) kommt mal eine Durchsage aus dem Lautsprecher gescheppert, gemäss zwei des Englisch mächtigen Sloweninnen eine Verspätungsmeldung. Gegen 17h rollt dann ein Zug Thessaloniki-Lubljana ein. Naja, weil das Ding über Belgrad fährt steigen wir auch mal ein. Aber immerhin, der Zug blieb in Niš stehen und gegen 18h kam dann noch ein weiterer Zug mit Diesel-Traktion, hoffentlich aus Sofia. Leider hatten die Wagen keine Nummern dran, so konnten wir nicht sehen, ob unser Wagen Nr. 416 dran war. (Wir fragten uns eh, wie es sein kann, dass eine vor einem Monat in der Schweiz reservierte Wagen-Nummer stimmen kann.) Die vielen Bahnbeamten auf dem Bahnsteig waren auch nicht weiter hilfreich. Irgendwann waren die beiden Züge zusammengehängt und wir fuhren wieder. Die Türen zwischen den Wagen waren teils abgeschlossen aber hinter zwei serbischen Polizisten machten wir einen Ausflug in Richtung der Wagen aus Sofia. Im letzten Wagen hatte es einen schon gut angetrunkenen Schlafwagenschaffner, dem ich die Platzreservation zeigte. Der schaute sich das Ding an (sogar unter Zuhilfenahme einer Brille) und schloss dann ein Abteil für uns auf. Später entdeckte Heini noch ein Zuglaufschild Sofia - Belgrad - Budapest - Wien. Der Wagen war 1970 in Bautzen gebaut worden, um 1990 revidiert und dann wohl irgendwie an die Bulgaren verkauft worden. Man konnte sich nicht wirklich beklagen, soweit war es eigentlich bequem. Nur etwas doof, dass unsere Schlafwagenabteil-Hälfte rückwärts fuhr. Auf dem Weg nach Belgrad hielt der Zug noch recht häufig, gemäss SBB-Online Fahrplan gab es eigentlich keine Stops zwischen Niš und Belgrad. Item, irgendwann waren wir dann doch in Belgrad und da wurde wieder tüchtig rangiert. Gegen Mitternacht beruhigte sich die Rangieraktivität und unser Wagen stand (nicht ganz alleine) auf einem Abstellgleis. Naja, viel machen konnte man eh nicht also schliefen wir.


Landschaft vor Niš


Im Zentrum von Niš


Das Ziel: Bahnhof von Niš (auch nettes Beispiel für die Übersetzung Lateinisch/Kyrillisch)


Marko und die zwei Professionals vom serbisch/bulgarischen Continental-Team (gesponsert von einer Bäckerei und einer Metzgerei)

Belgrad - Budapest - Wien - Zürich

Am morgen standen wir eigentlich immer noch am selben Ort und es kam der Verdacht auf, dass wir wohl vergessen worden waren. Gegen 5:30 (wir hätten um 5:03 in Budapest ankommen sollen) weckte Heini mal den Schlafwagen-Schaffner (immerhin war er noch da), der nicht wahnsinnig erfreut war und wohl meinte, dass alles in Ordnung ist. Irgendwann wurden wir dann tatsächlich wieder in den Bahnhof geschoben und vorne wurden dann noch ein paar ÖBB-Wagen angehängt, ein gutes Zeichen also. Es ging das Gerücht um, dass der Zug um 8:13 losfahren sollte. Genügend Zeit, einen Blick auf Belgrad zu werfen. Um den Bahnhof herum sieht es nicht wahnsinnig ansprechend aus. Immerhin sichteten wir je noch ein Basler Düwag-Trämli. So gegen 8:30 setzte sich der Zug wieder in Bewegung und wir tuckerten in gemütlichem Tempo wohl in Richtung Budapest. Um die Zeit etwas zu verkürzen besuchten wir zum Mittagessen mit den beiden anderen Bewohnern des Schlafwagens (beide schon in Sofia eingestiegen) den Speisewagen. Es handelte sich um eine Engländerin und einen weiteren Schweizer. Immerhin war das Essen im serbischen Speisewagen günstig und gut. In Budapest (erreichten wir mit ca. 11h Verspätung, der Zug selbst hatte nur 50 Minuten Verspätung) mussten wir noch den Wagen wechseln weil unser Schafwagen entgegen dem Zuglaufschild wohl abgehängt wurde (zusammen mit den beiden russischen Kurswagen Belgrad-Kiev). Die Österreichischen Abteil-Wagen sind wohl etwas grosszügiger Ausgelegt als die italienischen, jedenfalls passt das Velo weniger gut auf die Gepäckablage (d.h. die beiden Seiten sind weiter voneinander entfernt). Der Zug fuhr jetzt etwas schneller und so waren wir gegen 19:40 in Wien (eigentlich hätten wir gegen 9h ankommen sollen). Aber immerhin hatten wir noch etwas Zeit um Mariahilf-Strasse vom Westbahnhof in Richtung Zentrum anzugucken und noch etwas zu Essen aufzutreiben. Um 21:18 fuhr dann (pünktlich) unser Zug nach Zürich ab. Ich hatte Liegewagen gebucht (mit zur zwei Betten übereinander) in der Vorstellung wir würden eine Hälfte für uns bekommen, was den Transport der Velos erleichtert hätte. Aber so hatten wir ein vierer-Abteil (je zwei übereinander). So wurde es mit den Velos etwas kuschelig, aber immerhin haben Velo und ich zusammen auf einer Liegewagen-Pritsche Platz. Ankunft irgendwann gegen 6:20 in Zürich.


Unser bulgarischer Schlafwagen Niš - Budapest in Belgrad


Basler Trämli in Belgrad


Zitrokombinat irgendwo in Serbien


Landschaft irgendwo in Ungarn


Was wir noch so von Wien gesehen haben